Braucht man heute noch einen DMOZ-Eintrag?

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Die heutige Frage an Matt Cutts dreht sich um das Open Directory Project, DMOZ. Matt Cutts erklärt im Video, wie Google DMOZ in der Vergangenheit genutzt hat und wie nützlich ein Eintrag in diesem Verzeichnis heute ist.



Hallo! Ich bin's, Matt Cutts. Wir zeichnen derzeit 48 Stunden Webmaster-Videomaterial auf und können hoffentlich viele Fragen beantworten. Für die komplexeren benötigen wir ein Whiteboard, andere lassen sich schneller klären. Packen wir's also an und beantworten eine Frage. Sie kommt von Flo aus Spanien. Flo möchte wissen: "Welche Rolle spielt ein DMOZ-Eintrag hinsichtlich des Rankings? Einige der Websites in meiner Nische weisen eine Platzierung an erster Stelle auf. Und zwar nur, weil sie im DMOZ eingetragen sind. Die Qualität ihres Contents ist, milde ausgedrückt, dürftig. Heutzutage ist es quasi unmöglich, ins DMOZ aufgenommen zu werden. Warum greift Google also noch darauf zurück?"

Okay. Eine Sache, bevor wir uns näher mit dem DMOZ befassen: In einigen Fällen lässt sich das Ranking einer Website schwer nachvollziehen. In der Vergangenheit hat Google den "link:"-Operator eingesetzt, der die Backlinks oder einige Stichproben der Backlinks zurückgibt. Wir zeigen aber nicht sämtliche Backlinks an, von denen wir wissen. Diese Backlinks zeigen wir eher über die Webmaster-Tools an. Ihr könnt also eure eigenen Backlinks sehen, wir zeigen euch aber keine vollständige Liste der Backlinks eurer Konkurrenten an. Insgesamt ist das eigentlich ganz ausgewogen.

Wenn ihr "link:" verwendet und euch ein Link vom DMOZ angezeigt wird, schließt ihr möglicherweise daraus, dass das der Grund für das Ranking ist. Es kann aber sein, dass es andere Links von Websites mit Content von hoher Qualität gibt, die euch nicht angezeigt werden und beispielsweise von CNN oder der New York Times stammen. Ihr solltet also nicht automatisch Rückschlüsse aus den Backlinks ziehen, die ihr von Google, Yahoo oder gar einem Drittanbietertool seht, und annehmen, dass es sich dabei tatsächlich um alle Links handelt, die Google für vertrauenswürdig oder relevant hält.

Aber befassen wir uns etwas eingehender mit dem DMOZ. DMOZ, auch bekannt als Open Directory Project, hat wirklich gute Dienste als Ressource geleistet. Inzwischen ist DMOZ aber etwas in die Jahre gekommen. Ich habe daher ein paar Informationen für euch dazu, wie Google DMOZ sieht und wie wir mit dem Open Directory Project umgehen. Es gab eine Version des offenen Verzeichnisses von Google, sozusagen das Google Open Directory, das auf Open Directory-Daten zugegriffen und diese verwertet hat, indem das Material nach PageRank sortiert wurde.

Es wurde aber nicht besonders intensiv genutzt. Obwohl es sich um eine der ersten Einführungen neben der direkten Websuche handelte, haben wir kürzlich damit begonnen, es zu deaktivieren. Möglicherweise bleibt es aber für manche Länder weiterhin verfügbar. Beispielsweise in einigen asiatischen Ländern, wo die Eingabe etwas langsamer erfolgt. Da ist das Durchsuchen eines Verzeichnisses möglicherweise schneller. Das Verzeichnis wurde folglich nicht vollständig deaktiviert. Wir haben es aber für viele verschiedene Länder deaktiviert.

Andererseits greift Google manchmal auf das DMOZ zu, um seine Snippets zu nutzen. Wenn ihr z. B. den Zugriff auf eure Seite mit "robots.txt" blockiert, können wir diese Seite nicht crawlen. Wir sehen möglicherweise den Ankertext oder die Anker, die Backlinks, die auf eine Seite verweisen. Aber wir können sie nicht crawlen underfahren, worum es auf der Seite geht. Wir kennen weder den Titel der Seite noch andere derartige Informationen. In solchen Fällen ist es hilfreich, auf DMOZ zurückzugreifen. Denn wenn es sich um eine bekannte Seite handelt, hat möglicherweise ein Redakteur des Open Directory Project vermerkt, worum es auf der Seite geht. Diese Snippets können also hilfreich sein.

Gleichzeitig versuchen wir immer, unsere Annahmen von Zeit zu Zeit zu überprüfen. Und daher führen wir einen Test durch, um herauszufinden, was geschieht, wenn wir nicht mehr auf die Snippets von DMOZ zurückgreifen. Momentan zeichnen sich die Ergebnisse noch nicht ab. Aber so gehen wir vor: Wir führen Tests durch, um zu erfahren, ob es sich noch lohnt– vor dem Hintergrund unserer Annahmen und den Verfahren, die vor einigen Jahren eingesetzt wurden.

OK, abschließend solltet ihr zu DMOZ also wissen, dass ein DMOZ-Eintrag den PageRank nicht nach oben katapultiert oder einen Bonus einbringt. Ein Link von DMOZ hat keinen höheren Stellenwert als Links von anderen Quellen. Es ist lediglich so, dass das Open Directory tendenziell einen höheren PageRank aufweist. Entsprechend wirkt sich ein Link von DMOZ möglicherweise etwas mehr auf den PageRank aus. Aber ein Link von einer sehr guten Seite, etwa wenn ihr einen Zeitungsreporter davon überzeugen könnt, dass es sich bei eurem Material um eine wichtige Story handelt, und er über euch berichtet, kann sich sogar noch stärker auf den PageRank auswirken als ein Link vom Open Directory Project.

In der Vergangenheit hatten Leute sogar Listen mit den von ihnen begehrten Links. Und es ist nicht so, dass das Open Directory Project im Vergleich etwas Besonderes wäre. Es ist zwar ein sehr bekanntes Verzeichnis, ein Eintrag stellt jedoch keine Voraussetzung dar. Es ist nicht notwendig, einen Link von DMOZ vorweisen zu können. Wenn also eure Konkurrenz einen Link vom Open Directory Project hat, ihr aber nicht, müsst ihr euch deswegen keine großen Gedanken machen. Ich würde mich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ich würde mir überlegen, was ich unternehmen kann, um meine Website so interessant zu gestalten, dass Leute Links auf die Website setzen wollen. Und diese Links können auch von anderen Quellen als DMOZ stammen.

Ich hoffe, die Informationen und der kleine Einblick in die Hintergründe zu unserer aktuellen Haltung zu DMOZ und dem Open Directory Project helfen euch weiter.

Veröffentlicht von Daniela Loesser, Search Quality Team